Filmkritik: Oblivion (seit 11. April 2013 im Kino)


Letztes Jahr ging Universal mit einem SF-Streifen Battleship grandios baden, wie auch alle anderen Filme, die im Umfeld der Comicverfilmung Marvel's The Avengers an den Start gingen, gnadenlos versenkt wurden. Damit dies nicht wieder passiert, schickt das Studio Joseph Kosinskis neues Werk Oblivion bereits seit vergangenem Donnerstag ins Rennen um die Krone der Kinocharts. Tom Cruise, Olga Kurylenko, Andrea Riseborough und Morgan Freeman spielen die Hauptrollen in diesem Film, dessen Regisseur mit Tron: Legacyzuvor das Publikum nicht recht überzeugen konnte. Mit Oblivion hat sich Kosinski als Filmemacher nun allerdings wieder weitgehend rehabilitiert.

Oblivion spielt in der nahen Zukunft und die Erde ist nach einem Krieg mit außerirdischen Wesen nahezu komplett zerstört. Die Überlebenden der Katastrophe sind zum Titan ausgewandert oder bereiten sich auf einer Raumstation auf die Reise zum Saturnmond vor. Der Spezialtechniker Jack (Tom Cruise) ist einer von wenigen Menschen, die noch auf der Erde stationiert sind. Seine Mission besteht darin, Drohnen zu warten, die Anlagen bewachen, welche lebenswichtige Ressourcen für den Neuanfang der Menschen sammeln. Unterstützt wird er dabei von seiner Kollegin Victoria (Andrea Riseborough). Kurz vor Ende seiner Dienstzeit entdeckt Jack bei einem Routineflug ein abgestürztes Raumschiff und kann eine Überlebende namens Julia aus den Trümmern bergen. Ihr Erscheinen setzt eine Kette von Ereignissen in Gang und plötzlich findet sich Jack in der Rolle des Gejagten wieder. All diese mysteriösen Ereignisse bringen ihn auf eine neue, ungeahnte Fährte, an deren Ende dunkle Geheimnisse aufgedeckt werden.

Etwas mehr als zwei Stunden dauert Oblivion und die Fokussierung auf drei zentrale Figuren gibt Joseph Kosinski die Möglichkeit, im ersten Teil des Films das Setting ausgiebig zu etablieren, die Charaktere Jack und Victoria vorzustellen, ihre Beziehung zu beleuchten und den Alltag der beiden zu schildern. Dies alles geschieht eine Spur zu bedächtig, doch der Regisseur bekommt noch rechtzeitig die Kurve, denn mit dem Auftauchen von Julia ändert sich die Dynamik zwischen Jack und Victoria nachhaltig und auch in Sachen Action und Fortschritt der Handlung legt Kosinski spürbar eine Schippe drauf. Dieses Erzähltempo hält der Film dann auch bis zum Ende bei. Der Plot wird konsequent entwickelt und mündet in ein spannendes Finale, das dem Film gerecht wird. Es ist eine intelligente Story, die Kosinski hier vorlegt, bei der Menschlichkeit und Menschsein im Mittelpunkt stehen. Auf rasante Action und überzeugende Special Effects braucht man als Besucher dieses Films zwar dennoch nicht zu verzichten, doch spielen sie bei aller Brillianz in der Ausführung immer nur die zweite Geige und schaffen es deshalb nicht, die Handlung und die Entwicklung der Figuren in den Hintergrund zu drängen. Man merkt dem Film deutlich an, dass sein Macher eine Geschichte erzählen will und sich dafür natürlich der Mittel des modernen Kinos bedient, ohne sich automatisch von ihnen abhängig zu machen. Hier scheitern leider manche Regisseure, denn sie erliegen dem Reiz der Möglichen, der von digitalen Zaubereien ausgeht und vergessen darüber, worum es in Filmen eigentlich geht: Nämlich um spannende und unterhaltsame Geschichten, die gleichzeitig die Intelligenz des Zuschauers nicht beleidigen. Joseph Kosinski hingegen nimmt sein Publikum ernst und legt damit im Bezug auf Storyqualität die Messlatte für die anderen SF-Filme dieser Saison schon mal richtig hoch.

Tom Cruise, Olga Kurylenko und Andrea Riseborough sind eine gute Wahl für die Hauptrollen, denn alle drei tragen Oblivion mühelos und überzeugend. Morgan Freeman ist als Malcolm Beech hingegen etwas unterfordert, doch schafft er es, sogar dieser eher kleinen Rolle seinen Stempel aufzudrücken. Tom Cruise beweist mit in diesem SF-Film, dass er nicht nur als Actionheld weiterhin in guter Form ist, sondern auch in ruhigeren Momenten als Schauspieler durchaus überzeugen kann. Olga Kurylenko kennt man noch aus dem James Bond Ein Quantum Trost, doch hier kann sie ihr Talent besser zur Geltung bringen als damals an der Seite von Daniel Craig. Die Britin Andrea Riseborough war letztes Jahr in dem Streifen Shadow Dancer zu sehen und erhielt für ihre Rolle als Colette McVeigh den BIFA Award als beste Schauspielerin in einem britischen Independent-Film. Vielleicht kann sie nun auch in Hollywood durchstarten, denn mit ihrer Interpretation der Victoria hinterlässt sie einen sehr positiven Eindruck.

Ca. 140 Mio. Dollar hat Universal für die Produktion von Oblivion ausgegeben und man sieht dem Film sein Budget durchaus an, denn neben den SFX macht auch das Set-Design mächtig was her. Wären die Geleitumstände nicht so übel, man würde glatt mit Jack und Victoria tauschen wollen, denn ihre Behausung ist mit ihrem futuristisch nüchternen Stil wirklich schick. Das Haus, Jacks Gleiter und auch die sonstige Ausstattung des Technikers stehen damit in einem deutlichen Kontrast zu den Ruinen der alten Zivilisation, die durch den Krieg ausgelöscht wurde, aber auch zu Gebieten mit unberührter Natur, die nach dem Verschwinden der Menschen wieder möglich sind. Jack kennt durch seine Aufgabe alle drei Umgebungen, während Victoria das sichere Haus nie verlässt. Nicht zuletzt deshalb hat die beiden der Aufenthalt auf der Erde in ganz unterschiedlicher Weise geprägt, was für ihr Verhalten im Laufe des Films entscheidende Auswirkungen haben wird. Kameramann Claudio Miranda hat einen wirklich guten Job gemacht, die jeweiligen Stimmungen hervorragend eingefangen und damit Bilder geschaffen, die vor dem inneren Auge des Zuschauers auch nach dem dem Ende des Films noch nachklingen.

Oblivion heißt übersetzt "Vergessenheit". Nomen ist in diesem Falle aber nicht Omen, denn dieser Film wird bei seinem Publikum aufgrund der spannenden Handlung, der überzeugenden Besetzung, den Special Effects und der aufwändigen Ausstattung mit Sicherheit im Gedächtnis bleiben.

Oblivion läuft seit dem 11. April 2013 in den deutschen Kinos.

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