Ende November 2012 feierte auf dem Anime-Sender Animax die französisch-britische Serie Schwermetall Chronicles, für die Geschichten aus dem legendären französischen Comicmagazin Métal Hurlant (dt.: Schwermetall) adaptiert wurden, ihre Deutschlandpremiere. Seit dem 7. Februar liegen die sechs Episoden der ersten Staffel in Deutschland auf DVD bzw. Bluray vor. Angesichts der treuen Fangemeinde der Vorlage waren die Erwartungen durchaus hoch und da auch die Besetzung sich durchaus sehen lassen kann, soll an dieser Stelle ein genauerer Blick auf die Serie geworfen werden.
Das Magazin Métal Hurlant erschien zum ersten Mal im Januar 1975 und war mit 68 Seiten, davon 16 farbig, und vierteljährlicher Erscheinungsweise noch recht bescheiden, entwickelte sich jedoch wegen des eigenwilligen Stils bald zu einer Sensation auf dem Markt graphischer Erzählung. Seit der zehnten Ausgabe im Oktober 1976 erschien die Zeitschrift monatlich. Künstler wie Jean Giraud (Moebius) und Philippe Druillet, die sich unter den Gründern befanden, Enki Bilal, Philippe Caza, sowie der US-Comic-Künstler Richard Corben erlangten dadurch Veröffentlichungen in Métal Hurlant weltweite Bekanntheit. Das Magazin lief zunächst von 1975 bis 1987 und dann ein weiteres Mal zwischen 2002 und 2006.
Schwermetall Chronicles ist als anthologische TV-Serie angelegt, weshalb in jeder Episode ein anderes Setting und neue Hauptfiguren im Mittelpunkt stehen. Die sechs Geschichten mit jeweils einer Laufzeit von ca. 25 Minuten, die von Produzent, Autor und Regisseur Guillaume Lubrano ausgewählt wurden, fallen thematisch sehr unterschiedlich aus und bedienen sich dabei auch einer individuellen Bildsprache. Verbindendes Element ist ein Meteorit namens Schwermetall, der letzte Überrest eines Planeten, der durch den Wahnsinn seiner Bewohner zerstört wurde und dazu verdammt ist, auf ewig durchs Weltall zu irren. Er bringt Leid und Verderben für alle, die seinen Weg kreuzen.
In Die Krone des Königs soll in einem Turnier der neue Regent einer Welt bestimmt werden, die ehemals hochtechnisiert war, inzwischen aber deutliche Züge des Mittelalters trägt. Beschütze mich erzählt von zwei Überlebenden eines Atomkriegs, die nun gemeinsam in einem unterirdischen Bunker festsitzen. Aber hat es den Krieg wirklich gegeben? In einer misslichen Lage befinden sich auch die drei Raumfahrer in Und raus bist Du, die zwar die Explosion ihres Raumschiffs in einer Rettungskapsel überlebt haben, denen jedoch nun der Sauerstoff ausgeht. Einer muss gehen, damit die anderen weiterhin Atmen können. Gleich zwei Kurzgeschichten werden in Rotes Licht / Das kalte Herz erzählt. Einmal geht es um einen Gefangenen, der einen Ausbruch plant, zum anderen um einen Mann der nach Jahrhunderten aus dem Kälteschlaf geholt wird. Den Zeitpunkt seines Todes möchte ein Söldner in Der Herr des Schicksals von den Weisen eines außerirdischen Volkes erfahren und verliebt sich dabei in eine Diebin. Schließlich zieht in Der Schwur der Anya ein Krieger los, um den Teufel zu bekämpfen, der in der Welt sein Unwesen treibt.
Die knappen Inhaltsangaben verdeutlichen bereits die erzählerische Bandbreite, die in den Folgen geboten wird. Naturgemäß sind nicht alle Episoden gelungen, doch gleichzeitig finden sich echte Highlights darunter. Beschütze mich zeichnet sich durch eine beklemmende Spannung aus und lebt vom tollen Spiel der beiden Schauspieler James Masters (Buffy, Torchwood) und Michelle Ryan (Bionic Woman), während Der Herr des Schicksals dem Zuschauer neben einer spannenden Story zudem ein Wiedersehen mit dem Genre-Veteranen Joe Flanigan (Stargate: Atlantis) und der sehr ansehnlichen Kelly Brook beschert. Michael Jai White veredelt Die Krone des Königs, eine Story voll gut choreographierter Action mit einem zynischen Finale. Einzig komplett misslungen ist hingegen Der Schwur der Anya, denn die unnötig mystisch verbrämte Handlung kann auch Urgestein Rudger Hauer nicht mehr retten.
Die Produzenten, neben Guillaume Lubrano sind dies noch Justine Veillot, Léon Pérahia, Serge De Poucques und Sylvain Goldberg hatten nur ein überschaubares Budget zur Verfügung, doch konnten durchaus annehmbare Sets und Effekte realisiert werden. Große US-Produktionen (von denen die meisten ja bekanntlich aus Kostengründen in Kanada entstehen) bieten zwar mitunter mehr, doch geht es in Schwermetall Chroniken um die Storys und nicht um ein Effektgewitter. Sound und Bildqualität geben ohnehin keinen Anlass zur Klage. Als Bonusmaterial liefern die DVD- und die Bluray-Box Making-Ofs der Folgen Die Krone des Königs und Beschütze mich, sowie die Featurette Schwermetall auf der Comic-Con. Das ist unter den gegeben Umständen okay.
Den Vertrieb von Schwermetall Chroniken hat Universal Pictures Germany übernommen und bietet die erste Staffel der Serie in Boxen mit entweder 2 Blu-rays (im Steelbook) oder mit 3 DVDS an. Wenn man bedenkt, dass es die sechs Episoden auf eine Gesamtspielzeit von gerade einmal ca. 150 Minuten bringen, dann wird schnell klar, dass massiv gestreckt wurde, um optisch eine hohe Wertigkeit zu suggerieren. Jeweils eine BD oder DVD hätten es spielend auch getan. Dann könnte man allerdings nicht jene 30,99 Euro (BD) bzw. 22,99 Euro (DVD) aufrufen, die ein bekannter Online-Versender derzeit verlangt. Jeder Konsument hat andere Vorstellungen davon, was er/sie für preiswert hält, doch die genannten aktuellen Tarife sind für zweieinviertel Stunden Unterhaltung schon etwas salzig. Da könnte es sich schon lohnen, noch etwas mit dem Kauf zu warten oder Preisvergleiche anzustellen.
Anthologische Serien sind inzwischen weitgehend aus dem Fernsehen verschwunden, was eine echte Schande ist, denn Schwermetall Chroniken beweist, welches Potential in diesem Konzept steckt. Man muss nicht Comicfan sein, um die Folgen genießen zu können, sondern einfach nur die Bereitschaft mitbringen, in fremde Welten einzutauchen und sich von mancherlei Konventionen des Mainstream-Fernsehens zu lösen. Ist man dazu fähig, wird man von Schwermetall Chronicles gut unterhalten und den Kauf nicht bereuen.
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